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Es werden Posts vom Juli, 2020 angezeigt.
An diesem Tag habe ich ein wichtiges Gespräch mit einer Onkologin zur Chemotherapie. Ich habe mir schon vorab Fragen aufgeschrieben, die unbedingt stellen möchte. Doch dieser Termin verlief ganz und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Zunächst ruft mich ganz kurz vor Abfahrt mein Gynäkologe an, der damals eine komplizierte Zyste diagnostiziert und daher eine Verzögerung der Diagnose um eine halbes Jahr verursacht. Er käme aus dem Urlaub zurück und hätte meine Befunde gelesen. Er wäre schockiert und es täte ihm Leid, dass es so gekommen sei. Er musste sich nochmals erklären, weshalb es nach seinem Tastbild und seinem Ultraschall kein Tumor sein konnte und erwähnte noch, dass es ihm, gerade weil ich ihm über die Zeit so ans Herz gewachsen war, sehr Leid täte. Er wünscht mir viel Kraft und alles Gute. Daraufhin bin ich sehr durcheinander und fühle mich nun schlechter auf das Gespräch vorbereitet. In mir kommt wieder die Nervosität, die bei mir bekanntlich immer vor Arztterm...
Heute habe ich ein Vorgespräch zur Portimplantation. Da meine Schwester, die Ärztin im Praktikum ist, mich schon aufgeklärt hat und ich meine Fragen schon alle stellen konnte, ist das was der Chirurg mir erklärt nichts Neues für mich und das Gespräch ist sehr kurz. Er zeigt mir, wie der Port aussieht, klärt mit mir auf welche Seite er gesetzt wird und übergibt mich dann an die Oberschwester, die mit mir den Termin zur Portlage klärt und mir sagt worauf ich achten müsse, und was ich mitzubringen habe. Die Operation kann am 03.08. stattfinden. Innerlich habe ich mich gefreut, dass ich also meinen Geburtstag noch ohne Port feiern kann.
Ich habe bei meinen Eltern übernachtet, damit meine Tochter morgens in Ruhe aufstehen kann und direkt versorgt ist, da ich nüchtern in die Kinderwunschklinik gefahren werde. Um 7 Uhr angekommen geht alles sehr schnell. Ich darf ein OP-Hemdchen anziehen, vorab eine Ibuprofen nehmen und es mir im Aufwachraum gemütlich machen. Nach einem Gespräch mit dem Chirurgen und dem Unterschreiben des Vertrages für den Eingriff, werde ich in den OP-Saal gebeten. Ich nehme auf dem Liegestuhl Platz, bekomme die Narkose und zwanzig Minuten später bringen mich zwei Schwestern zu Fuß zurück in den Aufwachraum in mein Bett. Dort döse ich noch etwas und bekomme Kaffee und Kekse, nachdem ich richtig wach bin. Was mir zwischendurch etwas übel aufstößt, ich allerdings total nachvollziehen kann, ist, dass mich einige Mitarbeiter nahezu beglückwünschen, den ersten Schritt zum eigenen Kind getan zu haben. Innerlich schrie es in mir: „Ich habe Brustkrebs, werde unfruchtbar und versuche es hier irgendwie ohne He...
Ich hatte ein erholsames Wochenende, mit Ausflug in einen Tierpark mit meiner Tochter und meinen Hausmitbewohnern, netten Besuchen und gutem Essen. Ich konnte komplett abschalten, habe die Diagnose und allen organisatorischen Kram verdrängt, um somit auch etwas positive Energie für die kommende Zeit zu tanken. Nun dreht sich wieder alles um Therapie, Operationen und Gesprächen mit Ärzten. Heute habe ich ein Anästhesie- und Aufklärungsgespräch in der Kinderwunschklinik. Es werden alle Fragen rund um den Eingriff geklärt und Nebenwirkungen besprochen. Ich hasse generell Arztbesuche und mir fällt es schwer solche Gespräche auszuhalten. Schon vor einem Arztbesuch bin ich nervös, fange an zu schwitzen und manchmal steigt auch meine Körpertemperatur. Die Anästhesistin war sehr freundlich und einfühlsam und macht mir auch noch Mut, mit einer Geschichte einer Freundin, die nach dieser Art von Operation drei Spontangeburten und heute drei gesunde Kinder hat. Der Gedanke war schön, allerdings ...
Nachdem ich nun wieder besser schlief, erwache ich ohne Tinnitus und kann mich auch nicht daran erinnern, Schweißausbrüche gehabt zu haben. Nun will ich meine Unterlagen sortieren und Telefonate erledigen. Ich rufe wieder im Klinikum an, die Termine können verschoben werden. Also sage ich der Operation in der Kinderklinik zu. Außerdem kläre ich mit meiner Krankenversicherung und meiner Beihilfestelle, ob eine Direktabrechnung mit dem Krankenhaus, wegen erhöhter Kosten, die auf mich zukommen werden, möglich ist. Die Antworten sind wenig zufrieden stellend. Die Direktabrechnung zwischen der Krankenkasse und dem Klinikum habe ich im Klinikum zu klären und die Beihilfestelle gibt in Ausnahmefällen bloß Abschlagszahlungen, die wiederum beantragt werden müssen. Heute habe ich um 12 Uhr einen Besprechungstermin in Bremen im Humangenetischen Labor. Es geht darum, ob ich das Brustkrebsgen BRCA habe. Das würde Veränderungen für meine Behandlung bedeuten und wichtig für mein Umfeld sein. Vor Or...
In der letzten Nacht lag ich lange wach. Es hat sich ein Tinnitus im linken Ohr gebildet und ich hatte gefühlt Fieberschübe und Herzrasen. Ich muss irgendwann gegen 5 Uhr eingeschlafen sein und um 7 Uhr war ich wieder wach. Heute wird untersucht, ob der Tumor Metastasen entwickelt hat, also gestreut hat. Wenn das so wäre, würde ich früher oder später an Brustkrebs sterben… Doch soweit versuchte ich gar nicht zu denken. Meine Gedanken kreisten sich um meine 16 Monate alte Tochter und auch, ob sie meine Familie, wenn ich nicht mehr da wäre, regelmäßig treffen würde. Meine Schwester übernachtet bei mir, sie ist für mich da. Sie beantwortet alle Fragen die aufkommen unverblümt, wissenschaftlich und direkt. Manchmal ist es auch ein bisschen beängstigend, aber ich habe das Gefühl, dass sich so kein Schleier bildet und ich weniger im Ungewissen bleibe. Denn die Ungewissheit ist derzeit unerträglich. Um 10 Uhr habe ich in der Radiologie einen CT-Termin und um 13 Uhr eine Knochenszintigrafi...
Nach nun mehreren ungewissen Arztterminen steht es fest: Mammakarzinom - linke Brust. Ein Schock, oder auch nun viel mehr eine Gewissheit. Bis zu dieser Diagnose habe ich mir Gedanken gemacht, an mir selbst gezweifelt, abgenommen und eine stetige Übelkeit entwickelt. Ich war mir sicher, dass etwas mit mir, in meinem Körper, nicht stimmt, aber ich hätte zu diesem Zeitpunkt auch die Diagnose „Hypochondrie“ akzeptiert. Oft gab es Gedanken wie: „Du bildest dir das alles nur ein. Jetzt reiß dich mal zusammen. Was bist du denn so wehleidig. Das liegt nur daran, dass du älter wirst. Es ist normal, dass man als allein erziehende Mutter erschöpft und müde ist.“ Nachdem die Diagnose „Brustkrebs“ feststand wuchsen in mir einige Ängste. Bekomme ich den schweren Weg mit Linn hin? Was für Schmerzen kommen auf mich zu? Und wie wird mein Leben sich nach der Therapie verändern? Kann ich wieder Sport machen? Wie sehe ich hinterher aus? Verändert sich meine Haut? Kann ich normal arbeiten? Werde ich ein...