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Ich bin seit zwei Wochen in der Reha-Klinik und nun stellt sich berechtigterweise die Frage, ob ich schon Veränderungen spüre und die Behandlungen etwas bringen. Auf jeden Fall bringt es etwas. Zu Hause hätte ich mich nicht motivieren können so gesund und regelmäßig zu essen, täglich Sport zu machen und mich mit meiner Krankheit intensiv auseinanderzusetzen. Mir hilft vor allem auch, mich mit anderen über die Erkrankung zu unterhalten. Es gibt viele Kleinigkeiten, die man sich kaum traut anzusprechen. Doch wenn ich bemerke, dass es meinem Gegenüber genauso geht fühlt man sich weniger verrückt. Schwäche zeigen, Ängste zugeben, merkwürdige Nebenwirkungen benennen, aber auch das Positive zum jetzigen Zeitpunkt nach besiegen der Erkrankung zu betrachten hilft enorm. Ein typischer Therapietag hier in der Reha-Klinik sieht folgendermaßen aus: 07.45 Frühstück 09.00 Corona-Test 09.30 Schulter-Arm-Gymnastik im Schwimmbad 10.30 Ausdauer-Armkurbelergometer im Fitnessraum 11.30 Wahrneh...
 Ich war fest davon ausgegangen, dass ich nach der Strahlentherapie erstmal durchatmen kann und mich innerlich schonmal auf eine Anschlussheilbehandlung (AHB) und eine Wiedereingliederung im Beruf einstellen kann. Doch es kommt alles unerwartet anders. Ich habe weiterhin viele Arzttermine (Kardiologe, Gynäkologe, Hausarzt, Onkologin ...). Zudem wird unter meiner Zustimmung beschlossen, dass mein Port entfernt wird, damit sich die am Port gebildete Thrombose zurückbilden kann. Das passiert dann auch recht zügig, da mein Zeitraum für die AHB schon fest steht.  Am 29.04. wird mein Port entfernt und am 04.05. fahre ich mit meiner Tochter nach Lohmen in die Rehaklinik am Garder See in Mecklenburg-Vorpommern. Die Portexplantation verläuft ein wenig reibungsloser als die Implantation, da ich ein Analgetikum erhalte. Das ist auch ganz nett gewesen, doch zum Ende der Operation übernimmt die Angst und Panik wieder die Kontrolle über meinen Körper. Ich ertrage die Situation, hilflos und ...
 Die Strahlentherapie nach der Operation verkrafte ich ganz gut. Ich bekomme werktäglich 21x in Folge eine Bestrahlung. Eine Bestrahlung läuft folgendermaßen ab. Zunächst werde ich in eine Kabine gebeten, in der ich das Bestrahlungsgebiet (also den Oberkörper) frei mache. Daraufhin betrete ich den Raum mit dem Bestrahlungsgerät. Das sieht ungefähr so aus wie ein CT. Ich lege mich mit dem Rücken auf die Liege und lege meine Arme überm Kopf in eine Halterung ab. Eine Medizin-Technische-Assistentin stellt das Gerät genau ein und hält sich dabei an Markierungspunkte, die bereits gezeichnet wurden, oder erneuert Markierungen. Sobald sie fertig ist, verlässt sie den Raum und das Gerät beginnt die Strahlen abzugeben. Das Prozedere dauert in etwa zwei Minuten. Die MTA kommt zurück, kontrolliert nochmal ob alle Markierungen sichtbar sind und wünscht mir einen schönen Tag. Während der Bestrahlung merke ich absolut nichts. Ich sehe dass sich das Gerät bewegt, um sich für die richtigen Positio...
 Krank oder Gesund? Ich habe oder hatte Brustkrebs? Wie formuliert man es, wenn der eigentliche Knoten, um den es ging weg ist und man trotzdem noch mitten in der Behandlung steckt. Die Chemotherapie löst wie erwartet den kompletten Tumor auf und vernichtet jegliche Tumorzellen. Bei der Operation wird der Wächterlymphknoten meiner linken Brust und gesundes sowie vernarbtes Gewebe rund um den ehemaligen Tumor entnommen und pathologisch untersucht. Es ist nichts mehr auffälliges zu finden. Das bedeutet ich habe den Brustkrebs erfolgreich besiegt. Doch um einen Rückfall zu vermeiden, bekomme ich nun vier Wochen lang Bestrahlungen, ich erhalte weiterhin ein Jahr lang den Antikörper Trastuzumab und ich werde circa fünf Jahre lang sGnRH-Analoga und circa zehn Jahre lang Tamoxifen nehmen. Beides dient dazu die Bildung von Östrogenen und Gestagenen zu hemmen. Wie man sieht werden viele Maßnahmen getroffen, damit der Krebs nicht wieder ausbricht. Das macht mir Angst. Die Wahrscheinlichk...
  Einiges ist passiert. Die Tage vor der anstehenden Operation verbringe ich mit Linn so gut ich kann in Quarantäne. Ich gehe nicht mehr einkaufen und treffe bis auf meine Familie niemanden mehr. Meine Tochter und ich haben da Beste aus der Zeit gemacht. Spaziergänge zum Spielplatz, Bananenmuffins backen, Spiele spielen, malen und Bücher lesen sind einige der vielen Beschäftigungen zu zweit. Außerdem besuchen wir meine Eltern und meine Geschwister. Am Abend vor der vollstationären Aufnahme ins Krankenhaus bin ich schon allein zu Hause. Ich bin total aufgeregt und habe wieder einmal einen nervösen Magen. Ich habe keine Lust mit meiner Mitbewohnerin und ihrem Hund spazieren zu gehen, auch wenn das vermutlich genau die richtige Ablenkung wäre. Ich lenke mich mit Netflixdramen ab, packe meine sieben Sachen fürs Krankenhaus, lege alles fürs Frühstück und den Kaffee zurecht und gehe ins Bett. Relativ oft werde ich wach. Um 06:30 Uhr bringt mich das Taxi ins Klinikum. Dort angekomme...
 Ich stehe unter der Dusche und streiche über meine 3mm langen Haare. Ich stelle mir vor, welche Frisur mir wohl gut steht und freue mich schon auf den Moment, in dem ich nicht mehr krank aussehe. Vielleicht erstmal einen frechen und starken Kurzhaarschnitt. Ich trage bewusst keine Perücke. Ich möchte gern zeigen, schaut her, seht was ich durchgemacht habe. Ich habe den Krebs besiegt. Ich bin stark und bleibe positiv. Die Nacht war wieder unruhig. Bekomme ich heute tatsächlich meine letzte Chemotherapie? Mit diesem Gedanken fahre ich ins Klinikum. Mir wird Blut abgenommen und ich warte gespannt auf das Ergebnis. Die Schwester kommt zu mir und sagt: “Sieht gut aus!“. Ich bin sehr erleichtert und setze mich auf eine Liege. Diese Chemogabe ist für mich etwas Besonderes. Es ist nicht die letzte Therapie, die mir verabreicht wird, aber es ist die letzte, die mich schwächt und Nebenwirkungen macht. Dem Klinikumpersonal und der onkologischen Tagesklinik bleibe ich vorerst erhalten. Die ...
 Aufgeregt fahre ich am Montag ins Brustzentrum für eine wichtige Untersuchung. Meine Schwester begleitet mich so gut sie es unter Corona-Bedingungen kann. Sie darf nicht mit ins Gebäude und wartet daher tapfer in der Kälte auf mich. Meine Gynäkologin bittet mich herein und erkundigt sich erstmal nach meiner Einschätzung. Ich sage ihr, dass ich keinen Knoten mehr fühle, allerdings immernoch ab und zu ein Ziehen oder Stechen an der Stelle fühle. Sie entgegnet mir dass es genauso sein soll, es wäre ein gutes Zeichen.  Mit dem Ultraschall bestätigt meine Ärztin die Aussage. Der Tumor hat sich restlos aufgelöst, sie kann weder verändertes Gewebe noch den Tumorherd wiedererkennen. Ich bin sehr erleichtert. Nach der Untersuchung teilt sie mir nach einem kurzen Telefonat mit, dass ich am 22. Januar operiert werde und ich dafür alle Unterlagen mitbekomme. Ich frage sie noch, ob ich nochmal auf Metastasen untersucht werde. Sie entgegnet mir, dass dies nicht nötig sei. Man habe festgest...