Ich stehe unter der Dusche und streiche über meine 3mm langen Haare. Ich stelle mir vor, welche Frisur mir wohl gut steht und freue mich schon auf den Moment, in dem ich nicht mehr krank aussehe. Vielleicht erstmal einen frechen und starken Kurzhaarschnitt. Ich trage bewusst keine Perücke. Ich möchte gern zeigen, schaut her, seht was ich durchgemacht habe. Ich habe den Krebs besiegt. Ich bin stark und bleibe positiv.

Die Nacht war wieder unruhig. Bekomme ich heute tatsächlich meine letzte Chemotherapie? Mit diesem Gedanken fahre ich ins Klinikum. Mir wird Blut abgenommen und ich warte gespannt auf das Ergebnis. Die Schwester kommt zu mir und sagt: “Sieht gut aus!“. Ich bin sehr erleichtert und setze mich auf eine Liege. Diese Chemogabe ist für mich etwas Besonderes. Es ist nicht die letzte Therapie, die mir verabreicht wird, aber es ist die letzte, die mich schwächt und Nebenwirkungen macht. Dem Klinikumpersonal und der onkologischen Tagesklinik bleibe ich vorerst erhalten. Die Antikörpertherapie erhalte ich weiterhin alle drei Wochen.

Schon fange ich an Pläne zu machen, wie ich mein Wohlbefinden, meine Kondition wieder aufbauen kann. Zunächst kann ich mir vorstellen längere Spaziergänge zu machen. Dann möchte ich gern wieder meine Laufschuhe anziehen und laufen gehen. Vielleicht ist es möglich schwimmen zu gehen und zu saunieren. Und wie ist es wohl, wenn ich meine Tochter tragen kann, mit ihr um die Wette rennen kann und ihr die Welt zeigen kann, ohne dass ich hinterher eine Pause brauche. Diese Vorstellungen sind großartig und machen mich gerade ganz glücklich. Trotzdem stelle ich mir auch die Frage, was nun kommt. Ich hatte ein knappes halbes Jahr Chemotherapie. Diese hat mein Handeln bestimmt und meinen Alltag begleitet und ausgefüllt. Ich hoffe dass ich die Leere mit sinnvollen und positiven Aktivitäten füllen kann.

Jetzt genieße ich die Feiertage mit meiner Familie.

Frohe Weihnachten