Ich stehe unter der Dusche und streiche über meine 3mm langen Haare. Ich stelle mir vor, welche Frisur mir wohl gut steht und freue mich schon auf den Moment, in dem ich nicht mehr krank aussehe. Vielleicht erstmal einen frechen und starken Kurzhaarschnitt. Ich trage bewusst keine Perücke. Ich möchte gern zeigen, schaut her, seht was ich durchgemacht habe. Ich habe den Krebs besiegt. Ich bin stark und bleibe positiv. Die Nacht war wieder unruhig. Bekomme ich heute tatsächlich meine letzte Chemotherapie? Mit diesem Gedanken fahre ich ins Klinikum. Mir wird Blut abgenommen und ich warte gespannt auf das Ergebnis. Die Schwester kommt zu mir und sagt: “Sieht gut aus!“. Ich bin sehr erleichtert und setze mich auf eine Liege. Diese Chemogabe ist für mich etwas Besonderes. Es ist nicht die letzte Therapie, die mir verabreicht wird, aber es ist die letzte, die mich schwächt und Nebenwirkungen macht. Dem Klinikumpersonal und der onkologischen Tagesklinik bleibe ich vorerst erhalten. Die ...
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Es werden Posts vom Dezember, 2020 angezeigt.
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Aufgeregt fahre ich am Montag ins Brustzentrum für eine wichtige Untersuchung. Meine Schwester begleitet mich so gut sie es unter Corona-Bedingungen kann. Sie darf nicht mit ins Gebäude und wartet daher tapfer in der Kälte auf mich. Meine Gynäkologin bittet mich herein und erkundigt sich erstmal nach meiner Einschätzung. Ich sage ihr, dass ich keinen Knoten mehr fühle, allerdings immernoch ab und zu ein Ziehen oder Stechen an der Stelle fühle. Sie entgegnet mir dass es genauso sein soll, es wäre ein gutes Zeichen. Mit dem Ultraschall bestätigt meine Ärztin die Aussage. Der Tumor hat sich restlos aufgelöst, sie kann weder verändertes Gewebe noch den Tumorherd wiedererkennen. Ich bin sehr erleichtert. Nach der Untersuchung teilt sie mir nach einem kurzen Telefonat mit, dass ich am 22. Januar operiert werde und ich dafür alle Unterlagen mitbekomme. Ich frage sie noch, ob ich nochmal auf Metastasen untersucht werde. Sie entgegnet mir, dass dies nicht nötig sei. Man habe festgest...
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Dreizehn von sechszehn Chemogaben sind geschafft. Es fühlt sich gut an, zu wissen dass es bald mit der Chemotherapie vorbei ist und im neuen Jahr die Operation und Bestrahlung stattfinden kann. Natürlich kann es immernoch Änderungen im Plan geben. Montag werde ich im Brustzentrum erneut untersucht, um den weiteren Therapieverlauf zu besprechen. Diese Woche gab es viel Aufregung. Am Mittwoch telefoniere ich mit der onkologischen Ambulanz, weil mir mein rechter Arm zuschaffen macht. Er wird von Woche zu Woche dicker und im Oberarm macht sich ein Zittern bemerkbar. Die Ambulanz empfiehlt mir nach Aussage einer Onkologin direkt in die Notaufnahme zu fahren. Ich bestelle meine Mutter, als Betreuung für meine Tochter und fahre ins Klinikum. In der Notaufnahme angekommen schildere ich meine Symptome, werde aufgenommen und setze mich zu zwei weiteren Personen ins Wartezimmer. Die Gespräche in der Ambulanz und in der Notaufnahme verliefen recht holprig und durch eine lange Wartezeit beginn...