"MAMA?!", ruft meine Tochter. "Du gönnst mir keine Pause, oder?" entgegne ich und setze mich auf den Boden. Ich stütze meinen schmerzenden Kopf in meine Hände und dabei kullert mir eine Träne über die Wange. Meine Tochter wird auf einmal ganz ruhig, kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Normalerweise hält sie eine Umarmung keine drei Sekunden aus. Diesmal verharren wir eine Weile in dieser Position. Einerseits ärgere ich mich, dass ich diese Schwäche gezeigt habe, andererseits bin ich froh darum, dass meine Tochter auf ihre Art versteht was los ist.

Ich realisiere, dass ich beim Tatendrang meiner Tochter nicht mithalten kann. Das stimmt mich oft traurig in letzter Zeit. Doch umso schöner ist es, dass sie in der Krippe und bei Verwandten und Freunden, die mich unterstützen, auf ihre Kosten kommt.

Die vergangene Chemo habe ich wieder besser vertragen, als die dritte. Vor allem das Wissen es sind nun 4 von 4 heftige Zyklen geschafft hilft mir enorm die Nebenwirkungen besser zu verkraften. Ich würde sagen körperlich ist es diesmal identisch, wenn nicht sogar noch mehr schlappe Tage, aber emotional kann ich es eher aushalten. Nach diesen vier Zyklen erwarten mich zwölf wöchentliche Chemos, die besser verträglich sein sollen. Während der Chemogabe am 17.09. unterhalte ich mich mit drei weiteren Patienten. Wir tauschen uns aus und ich bekomme viele hilfreiche Ideen im Umgang mit einigen Nebenwirkungen. Beispielsweise sagt mir eine ältere Patientin, dass bei ihr gegen den ekligen Chemogeschmack im Mund Ingwer ganz gut hilft. Dankbar um diese Ratschläge und froh um die Gespräche gehe ich gut gelaunt und mit positiven Gedanken nach Hause. Zu Hause entspanne ich, trinke Tee und lass die Chemo ihren Part tun. Meine Tochter weiß ich in guten Händen bei ihrem Vater und meine Freundin übernachtet bei mir, damit ich nicht allein bin.

Ich taste täglich den Knoten. Er ziept und zwickt zwischendurch. Es tut sich auf jeden Fall etwas und heute kann ich kaum noch etwas ertasten. Knoten weg - Haare weg - Krebs weg! Es ist unverständlich, dass nun trotzdem noch 12 weitere Chemogaben, eine Operation und eine Bestrahlung anstehen. Doch es ist alles vielfach durch Studien erforscht und ich erhalte die bestmögliche Therapie.


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