Ich treffe in der onkologischen Tagesklinik viele Personen, viele Schicksalsschläge, viele verschiedene Erkrankungen und Stadien der Erkrankung. In Gesprächen fühle ich mich Wohl, wenn ich mich austauschen kann. Liebevolle Ratschläge und Worte tun gut, egal ob gesagt oder gehört. 

Bei der Chemotherapie sitze ich neben einer älteren Frau, die das erste Mal hier ist. Sie nimmt am Gespräch mit Schwester Rita teil und setzt das Gespräch mit mir fort, auch als Rieke wieder geht. Ich merke, dass sie aufgeregt und ängstlich ist. Mir erging es am ersten Tag nicht anders und ich habe das Bedürfnis ihr zu helfen. Ich spreche ihr Mut zu und gebe ihr den Ratschlag es zu Hause nach der Chemo ruhig angehen zu lassen. Außerdem erwähne ich, dass ich mich auf der Station bei den Schwestern und insbesondere bei Schwester Rita gut aufgehoben fühle. Ich bin mir sicher, dass sich die Frau nach unserem kurzen Austausch etwas entspannt.

Schwieriger ist es mit den Krebspatienten, denen es nicht so gut geht. Ich sehe wie die Therapie in vielen Fällen mit der Zeit am Körper zerrt, wie das Strahlen aus den Augen schwindet und leider auch, wie Patienten die Tagesklinik verlassen, da sie stationär, also palliativ aufgenommen werden. Doch auch in diesen Fällen ist es wichtig positiv zu bleiben - für mich und für sie. Dieser Verlauf ist in meinem Fall auch nicht auszuschließen, deshalb verschließe ich mich nicht diesem Schicksal gegenüber. Ich bin allen Personen offen und ehrlich gegenüber. Es ist total wichtig jeden Augenblick angenehm zu gestalten. Ein Gespräch auf der Station, ein Lächeln, ein Witz, ein Kompliment, jemandem einen schönen Tag zu wünschen - all das tut gut.

Ich habe einen passenden Spruch für mich entdeckt:

Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl, 

das Leben zu umarmen oder auf das Glück zu warten.

 - Andreas Tenzer

Ich warte nicht mehr auf das Glück. Ich bin jetzt glücklich. Ich begeistere mich für meiner Tochter, und erfreue mich an den Momenten mit meiner Familie und meinen Freunden. Ich umarme das Leben und genieße den Augenblick. Ich schaue weniger in die entfernte Zukunft. Klar habe ich weiterhin Ziele und Träume, doch die Verwirklichung derer rückt entweder direkt in die Gegenwart oder sie rückt in die ferne Zukunft, die mir kein Kopfzerbrechen mehr bereitet.