Früh und nüchtern muss ich ins Krankenhaus zur Portlage. Es ist eine Operation im wachen Zustand. Allein die Vorstellung macht mich zusätzlich nervös. Wie wird das sein? Was werde ich sehen, hören oder gar spüren? So ganz genau erklärt es mir niemand. Sie werden natürlich merken, dass der Chirurg an ihnen operiert. Sobald sie Schmerzen haben, müssen sie sich melden, dann wird nachbetäubt. In meinen Gedanken: „Wie bitte? Schmerzen?“.

Ein Port wird gesetzt. Ich finde es ist eine schönes Wort, der Hafen, die Andockstelle. Ich versuche mir positive Gedanken zu machen. Es ist mittlerweile Routine solche Operationen durchzuführen. Ohne Vollnarkose gibt es weniger Risiken. Mit OP-Kittel warte ich im Aufwachraum darauf für den OP-Saal vorbereitet zu werden. Hier habe ich leider viel Zeit mir auch negative Gedanken zu machen.

Nun holt mich eine nette Schwester, deren Namen ich wieder vergessen habe, in den Operationssaal. Ich werde auf einen unbequemen OP-Tisch umgelagert. Sie fragen mich, ob ich bequem liege. Was soll ich darauf antworten… Meine Aufregung und auch ein wenig Angst steigt. Um mich herum wird alles vorschriftsmäßig, steril und akkurat vorbereitet. Immer wieder wird mir zwischendurch gesagt, was sie machen. Aber gefühlt keiner nimmt wahr, dass meine Angst zunimmt. Ich verspanne total und entwickele dadurch Kopfschmerzen und Rückenschmerzen und bekomme ein Rauschen auf den Ohren. Da ich mich zusätzlich über mich selbst ärgere, dass ich mich so memmenhaft anstelle fing ich sogar an zu weinen. Der Chirurg kommt, begrüßt mich, registriert scheinbar nicht, dass ich weine und fängt an. Und dann die Erkenntnis, es tut weh, mir wird heiß und kalt zugleich, es ist unbequem, sodass die Rücken- und Kopfschmerzen zunehmen und es ist verflucht nochmal beängstigend. Ich bin zwar komplett durch OP-Tücher abgeschottet, dass ich weder etwas riechen, noch etwas sehen kann. Aber durch das Spüren und das Hören von allem, kann ich mir ein (vermutlich falsches) Bild vom Geschehen machen. Zwischendurch hatte ich das Gefühl ich stehe Kopf. Zwei Schwestern halten meine Hände. Es ist nun aber nicht mehr möglich mich zu beruhigen und ich weine und schniefe vor mich hin. Die Operation dauert knapp eine Stunde und war schmerzhaft und beängstigend.

Als alles vorbei ist, brauche ich noch etwa eine Stunde auf meinem Stationszimmer, um mich zu erholen. Ibuprofen bekomme ich gegen die Schmerzen und die Stationsschwester spricht mir Mut zu, nun um das Wissen, dass ich nicht gut mit Eingriffen im wachen Zustand zurecht komme, das nächste Mal nach einer Vollnarkose zu verlangen. Und das Ibuprofen, welches ich dankbar annehme, hilft vor allem gegen die Rücken- und Kopfschmerzen. Aber das möchte gefühlt niemand wissen.

Wenig später kommt der Chirurg hinein, klärt mich darüber auf wie die Operation gelungen war und wie ich nun in den nächsten zwei Wochen mit der Wunde und dem Port umzugehen habe. Er entschuldigt sich dafür, dass es weh tat und freut sich, dass ich wieder lächeln kann.

Im Nachhinein betrachtet, gehe ich davon aus, dass ich im Zusammenhang mit meiner Diagnose ‚Brustkrebs‘, dem stark sein für meine Tochter und für mein Umfeld schlicht einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte. Mein Fazit: „Hoffentlich erlebe ich so etwas nie wieder!“.

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