Als ich die ersten Stimmen im Haus höre, stehe ich auf und freue mich über den Anblick meiner Tochter im Bett meiner Mutter und kuschel mich dazu. Ich kann es kaum erwarten zu frühstücken und allen zu zeigen, wie gut ich mit allem umgehen kann. Ich möchte wie empfohlen nach dem Frühstück einen Spaziergang machen und ärgere mich ein wenig, dass die Sonne so heftig scheint. Es werden heute wieder über 30 Grad. Ich darf nicht in die pralle Sonne und es ist draußen auch schlicht zu heiß. Doch nicht nur mir geht es so. Meinem Vater ist es auch zu heiß und meine Schwester zieht mit ihrem Freund dieses Wochenende um. Die Ärmsten…
Hatte ich es schon erwähnt, dass mein älterer Bruder und meine jüngere Schwester unabhängig von meiner Diagnose beide einen Job in meiner Stadt ergattert haben und nun beide wieder zurück in die Heimat kommen. Das nenne ich eine glückliche Fügung. Ich bin froh meine Familie in der Nähe zu wissen, jetzt wo ich vermutlich vermehrt auf Unterstützung angewiesen bin.
Das Frühstück (Brötchen mit herzhaftem Aufschnitt und Salatgurke) schmeckt sehr gut. Der Kaffee jedoch schmeckt nicht. Und auch beim Gedanken an mein mir sonst so liebgewonnenes Müsli mit Joghurt und Früchten bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen. Das ist nicht sonderlich schlimm, da Milchprodukte die Schleimhäute im Mund angreifen und diese durch die Chemotherapie empfindlich seien.
Jetzt ist die Übelkeit weg und ich fühle mich nur noch schwach und habe Kopfschmerzen. Ich nehme die für mich vorgesehenen Medikamente und meine Mutter spritzt mir eine Wunderspritze mit Leukozyten und diversem guten Zeug in den Bauch. Das Sofa ruft und ich sehe geschwächt aber froh meiner Tochter beim Spielen zu.
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